Wissen über alles: Spezialisten statt Pädagogen?

Es passieren schon komische Dinge in diesem sogenannten “Superwahljahr”. Aktionismus an allen Ecken: Auf einmal wird das Internt zensiert, die Freiheit mit Sicherheit verloren und Bankenbetriebe verstaatlicht. Damit ist aber noch lange nicht genug. Heute berichtet heute.de, dass die CDU BaWü einen Abi-Durchschnitt von 2.0 von angehenden Lehrern fordert und CDU Bildungsministerin Annette Schavan über die Bildzeitung Unternehmen auffordert ihre “Top-Mitarbeiter” für Unterricht in Schulen freizustellen.

Es tut mir leid, aber mir leuchtet das überhaupt nicht ein. Insbesondere mit Blick auf die Grund und Sekundarstufe, bei welchen insbesondere ein Defizit bezüglich der Qualifikation der Leherer festgestellt wird. Ich glaube nicht, dass die Probleme in diesen Bereichen an den vergangenen schulischen Leistungen der Lehrer liegen und mit der Einführung eines Numerus Clausus behoben werden können. Meiner Ansicht nach werden an den Schulen viel mehr gute Pädagogen statt erfolgreicher Spezialisten benötigt.

Der Anteil an obligatorischen Pädagogikveranstaltungen ist heute schon bei Lehramtsstudenten auf ein Minimum zurückgestuzt. Dabei sehen sie die angehenden Lehrer immer häufiger mit schwierigen Klasse und Schülern aus instabilen sozialen Umfelden gegenüber. Hinzu kommt eine Perspektivenlosigkeit, die durch die Finanzkrise bestimmt noch verstärkt wird und sich insbesonders bei den niederen Schulformen deutlich macht. Hier wird bestimmt nicht mehr Lust zum Lernen vermittelt, wenn statt Pädagogen “Top-Mitarbeiter” unterrichten, denn reines Wissen regt insbesondere bei Kindern nicht unbedingt zum Lernen an.

Ich weiß nicht, was sich die CDU aus BaWü dabei denkt. Wahrscheinlich nichts. Das ganze wirkt zudem über die Maßen deplaziert, wenn man jeden Morgen in der Berliner an einem Plakat vorbeigeht, dessen Ziel es ist junge Berliner Lehrkräfte nach BaWü abzuwerben.
Ein NC wird bestimmt nicht mehr Leute dazu bewegen auf Lehramt zu studieren, sondern viele derjenigen, die sich bewusst für diesen Weg entschieden, von einem Studium auschließen. Aber vielleicht wären es genau diese Menschen die auch problematische Schüler erreichen und motivieren könnten. Lehrer deren Schulverlauf nicht geradlinig war und die eigene Erfahrungen mit Noten jenseits von 1 und der Enttäuschung die schulisches Versagen in einer auf Erfolg getrimmten Gesellschaft machen mussten. Noten allein, machen bestimmt keinen guten Lehrer.

e-Petitionsnotstand

Kleiner Nachtrag zum e-Petitions Disaster beim Bundestag: Wie gulli:news und Alvar Freude berichten, ist das das System in den letzten Tagen ganz zusammengebrochen. Es kann also gut sein, dass meine Probleme zum Teil auch an den schon damals überlasteten Servern lagen. Naja ein besseres Licht wirft das allerdings wirklich auch nicht auf das e-Petitionssystem.

Übrigens: Die Petition für bedingungslosen Grundeinkommen wurde aufgrund der Problem um eine Woche verlängert.

Wissenschaftlicher Dienst: Bedenken gegen Internetsperren

Leider taucht das kritische Gutachten des wissenschaftlichen Diensts des Bundestags zu Internetsperren, über das beispielweise schon heise.de berichtete, noch immer nicht im entsprechenden Newsfeed des Bundestags auf.
Aber das ist nun auch nicht weiter schlimm, da netzpolitik eine Kopie davon bekommen hat und auf ihrer Seite zur Verfügung stellt.

Im Vergleich zu den Kurzfassungen die sonst über den wissenschaftlichen Dienst zu mir gelangen, ist das aber mit 27 Seiten ziemlich umfangreich und man sollte sich etwas Zeit zum Lesen mitnehmen.

Mr. Security: Kunst vs. Überwachung

Schöner Bericht in der 3sat Kulturzeit über einen Künstler, der sich mit Überwachung auseinandersetzt und ziemlich schnell selbst auf die Überwachungsliste gesetzt wird.

Mr. Security
Dass er mit seiner Kunstaktion auf eine Terrorliste des US-amerikanischen FBI geraten würde, hatte der Künstler Christoph Faulhaber nicht gedacht. Ursprünglich wollte der 36-Jährige mit seinem Projekt “Mister Security” untersuchen, wie öffentlich der öffentliche Raum noch ist. In der Rolle eines Mitarbeiters einer fiktiven Sicherheitsfirma wachte er vor Konsulaten und Botschaften der USA in Europa.

[video via 3sat]